UNTERWERFUNG
von/nach Michel Houellebecq
Düsseldorfer Schauspielhaus (Foto aus Dresden), Copyright Foto: David Baltzer
Düsseldorfer Schauspielhaus, Copyright Fotos: Sebastian Hoppe
Düsseldorfer Schauspielhaus (Foto aus Dresden), Copyright Foto: David Baltzer
Düsseldorfer Schauspielhaus (Foto aus Dresden), Copyright Foto: David Baltzer
Übernahmepremiere: 04.12.16 (Düsseldorfer Schauspielhaus, Central Kleine Bühne)
Regie: Malte C. Lachmann; Dramaturgie: Janine Ortiz; Bühnen- und Kostümbild: Ursula Gaisböck; Video: Robert Lehniger; Regieassistenz (Düsseldorf): Felix Kracke
Besetzung (Düsseldorf): François - Christian Erdmann; Alain u.a. - Lorenz Nufer; Rediger - Ben Daniel Jöhnk; Myriam u.a. - Yohanna Schwertfeger
Die Islamisierung des Abendlandes beginnt in Frankreich im Jahr 2022: Literaturwissenschaftler und Décadence-Forscher François pflegt lose Beziehungen zu seinen Studentinnen und verfolgt nebenher die Präsidentschaftswahlen. Als der charismatische Kandidat der „Bruderschaft der Muslime“, Mohamed Ben Abbès, immer mehr Stimmen auf sich vereinigt, kommt es zu Unruhen. François flieht aufs Land. Noch vor seiner Rückkehr nach Paris hat sich der politische Wechsel vollzogen. Mit Mitte vierzig findet sich der Akademiker plötzlich bei voller Rente pensioniert. Rasant verändert die „Bruderschaft“ das Gesicht der Grande Nation. Ben Abbès führt die Theokratie, die Scharia, das Patriarchat und die Polygamie ein. Frauen bleiben zu Hause und kümmern sich um die Familie, was das Problem der Arbeitslosigkeit löst. Ausbildungswege werden verkürzt, Kleinunternehmer gestärkt. Erstaunt muss François feststellen, dass er als Mitglied der geistigen Elite Frankreichs durchaus noch gefragt ist. Von allen Seiten versucht man, ihm den Islam und damit verbunden eine Rückkehr an die Universität schmackhaft zu machen. Verlockende Forschungsprojekte, mehr Gehalt und drei bis vier wunderschöne, devote Ehefrauen – ist das die Lösung seiner Lebenskrise oder eine Unterwerfung?
Michel Houellebecq liefert denjenigen, die gegen die Islamisierung des Abendlandes protestieren, keine Argumente. Mit messerscharfem Verstand erkennt der Autor die schwelenden Konflikte unserer Zeit und gießt sie in eine Utopie, die literarische Möglichkeit einer Welt. So zuckersüß-verführerisch kommt der Islam daher, dass man sich ihm unterwerfen möchte. Ausgerechnet die Muslime scheinen die Einzigen in Houellebecqs Spekulation zu sein, die auf wundersame Weise die Ängste und Sorgen aufzulösen verstehen, welche die Gegner des Islam in Dresden und anderswo umtreiben. Für schwarze Satiren wie diese ist Literatur erfunden, sind Theater gebaut worden.